Wie dein vegetatives Nervensystem auf dein Stresslevel einwirkt
Stress und Chiropraktik – wie geht das zusammen? Das vegetative Nervensystem ist ein zentraler Akteur, wenn es um Stress geht. Es steuert unbewusst zahlreiche Körperfunktionen, darunter die Herzfrequenz, Atmung und Verdauung. In stressigen Situationen aktiviert der Körper den Sympathikus, den „Flucht- oder Kampfmodus“. Dies führt zu erhöhter Herzfrequenz, Muskelanspannung und gesteigerter Wachsamkeit. Während kurzfristiger Stress eine natürliche Reaktion des Körpers ist, kann chronischer Stress das vegetative Nervensystem aus dem Gleichgewicht bringen, was langfristig zu gesundheitlichen Problemen führt. Der Gegenspieler des Sympathikus ist der Parasympathikus, der den Körper in den „Ruhemodus“ versetzt. Ein gesunder Wechsel zwischen diesen beiden Systemen ist entscheidend, um Stress zu bewältigen und die Gesundheit zu erhalten.
Wo ist hier der Zusammenhang mit deiner Wirbelsäule?
Stress und Chiropraktik: Ein Weg zu mehr Balance
Die Wirbelsäule spielt eine zentrale Rolle im Nervensystem, da das Rückenmark, das durch sie verläuft, Informationen zwischen Gehirn und Körper überträgt. Blockaden oder Fehlstellungen in der Wirbelsäule können den Informationsfluss stören und Stress auf das Nervensystem ausüben. Chiropraktische Behandlungen zielen darauf ab, solche Blockaden zu lösen und die Funktion der Wirbelsäule zu verbessern.
Indem chiropraktische Justierungen die Wirbelsäule wieder ins Gleichgewicht bringen, wird das Nervensystem entlastet und kann besser zwischen Stress- und Entspannungsphasen wechseln. Dies trägt dazu bei, den Stresslevel zu senken und das Wohlbefinden zu steigern.
Nervus Vagus- der „vagabundierende“
Der Nervus vagus, der zehnte Hirnnerv, hat eine direkte Verbindung zum Gehirn und spielt eine Schlüsselrolle in der Regulation des parasympathischen Nervensystems, das für die Entspannungsreaktionen des Körpers verantwortlich ist. Obwohl er nicht über die Wirbelsäule verläuft, passiert er auf seinem Weg durch den Körper die oberen Halswirbel – insbesondere Atlas (C1) und Axis (C2). Diese Wirbel bilden zusammen mit dem Hinterhauptsbein die Kopfgelenke und haben entscheidenden Einfluss auf die Funktion des Nervus Vagus.
Wenn es in diesem Bereich der Wirbelsäule zu Fehlstellungen oder Verspannungen kommt, kann dies den Verlauf und die Funktion des Nervus vagus beeinträchtigen. Eine chiropraktische Behandlung zielt darauf ab, diese Fehlstellungen zu korrigieren, indem die Position der Kopfgelenke optimiert wird. Dies kann dazu beitragen, den Nervus vagus zu entlasten und seine Fähigkeit zu verbessern, den Körper in einen Zustand der Entspannung zu versetzen und den Stress zu regulieren. So wird deutlich, wie Chiropraktik die Funktion des Nervus vagus und damit die Stressregulation positiv beeinflussen kann.
Fight or Flight- oft hängt es in der Brust
Ein weiterer wesentlicher Aspekt in der Verbindung zwischen Stress und Wirbelsäule ist die Verschaltung des Sympathikus im Bereich der Brustwirbelsäule. Der Sympathikus, der für die „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion des Körpers verantwortlich ist, hat entlang der Wirbelsäule sogenannte Seitenstrang- oder Zusatzrelais. Diese Relais befinden sich entlang der Brustwirbelsäule und sind zentrale Umschaltstationen für die sympathischen Nervenbahnen.
In diesen Bereichen wird der Sympathikus weiter verschaltet, was bedeutet, dass hier wichtige Impulse verarbeitet und an die Organe des Körpers weitergeleitet werden, um auf Stresssituationen zu reagieren. Eine Fehlstellung oder Blockade in der Brustwirbelsäule kann somit die Funktion des Sympathikus direkt beeinträchtigen. Dies führt zu einer Überaktivität des sympathischen Nervensystems, was sich in Symptomen wie erhöhtem Stress, Bluthochdruck, Schlafproblemen oder Verdauungsstörungen äußern kann.
Chiropraktische Justierungen im Bereich der Brustwirbelsäule können dazu beitragen, diese Fehlstellungen zu korrigieren, die Kommunikation der sympathischen Nervenbahnen zu verbessern und das Nervensystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Indem die Seitenstrangrelais entlastet werden, kann der Körper effektiver zwischen Aktivierungs- und Entspannungsphasen wechseln, was wiederum zu einer besseren Stressbewältigung und allgemeinem Wohlbefinden führt.
Chiropraktik und Nervensystem
Wenn Chiropraktiker davon sprechen, am Nervensystem zu arbeiten, beziehen sie sich auf zwei Hauptaspekte:
a. Die Wirkung auf das vegetative Nervensystem
Wie bereits erläutert, beeinflussen chiropraktische Behandlungen das vegetative Nervensystem (bestehend aus Sympathikus und Parasympathikus). Eine zentrale Rolle spielt dabei die Regulierung des Stresslevels durch Eingriffe in Bereiche der Wirbelsäule, wie der oberen Halswirbelsäule und der Brustwirbelsäule, die für die Verschaltung des vegetativen Nervensystems wesentlich sind. Durch das Lösen von Blockaden oder Fehlstellungen kann die Balance zwischen Sympathikus und Parasympathikus wiederhergestellt werden, was zur Stressreduktion und zur Förderung der Entspannung führt.
b. Einfluss auf die sensomotorische Integration
Der zweite entscheidende Punkt ist die sensomotorische Integration. Dies bezieht sich auf die Fähigkeit des Körpers, sensorische Informationen (wie Lage, Bewegung und Spannung der Muskeln) zu verarbeiten und daraus angemessene motorische Antworten zu generieren. Besonders die kleinen, tief liegenden Muskeln entlang der Wirbelsäule spielen hier eine wichtige Rolle. Sie sind nicht nur für die Stabilisierung der Wirbelsäule verantwortlich, sondern enthalten auch zahlreiche Rezeptoren, die über den Dehnungszustand der Muskeln ständig Informationen an das Gehirn senden.
Diese Rezeptoren – sogenannte Propriozeptoren – geben dem Gehirn Auskunft darüber, wo sich der Körper im Raum befindet (Propriozeption). Wenn diese Informationen durch Fehlstellungen oder Spannungen in der Wirbelsäule gestört sind, kann das Gehirn die Position des Körpers nicht mehr korrekt wahrnehmen. Dies führt zu einer fehlerhaften Bewegungssteuerung und einer geringeren Stabilität.
Chiropraktische Behandlungen fördern die gesunde Funktion dieser Rezeptoren, indem sie Blockaden beseitigen und die Muskulatur entspannen. Dies verbessert die sensomotorische Integration und sorgt dafür, dass das Gehirn präzise Informationen über die Körperhaltung und -bewegung erhält. So trägt Chiropraktik nicht nur zur Stressregulation, sondern auch zur verbesserten Körperwahrnehmung und Koordination bei.